Es scheint ein Naturgesetz zu sein: Sobald Weihnachten naht, setzt bei Kindern unweigerlich das Wunschfieber ein. Und fast wie im Delirium greifen die kleinen Schlaumeier plötzlich freiwillig zu Stift und Papier und verfassen umfangreiche Wunschzettel. Darauf finden sich die unterschiedlichsten Dinge, deren Wert von ein paar Euro bis zu erheblichen Summen geht, also vom Flummiball bis hin zum ausgewachsenen Pferd, vom Malbuch bis zum Marken-Tablet. Und selbst Kinder, die noch zu klein zum Schreiben sind, finden einen Weg, ihre Wünsche kund zu tun: Sie schnappen sich einfach die dicken Spielzeugprospekte, die weit vor der Weihnachtszeit ins Haus flattern, und malen sorgfältig überall dort ein Kreuzchen hin, wo ihr Kinderherz höherschlägt. Und das kann pro Seite oft passieren!
Das brauch ich unbedingt! Und das auch!
Kinder sind sehr impulsgesteuert – sobald sie etwas sehen, was irgendwie interessant aussieht und halbwegs in ihr „Beuteschema“ passt, wollen sie es haben. Doch viele dieser Wünsche sind meist nur kurzlebig: Kaum erfüllt, landet das eben noch so heiß begehrte Teil in einer unbeachteten Ecke. Mit Recht fragen sich viele Eltern also: Was von all den kleinen und großen Wünschen sollen wir wirklich schenken? Wie viele Geschenke verträgt mein Kind an einem einzigen Abend? Ist es sinnvoller, drei kleinere Dinge zu schenken, als lieber nur eines, das dafür besonders groß sein darf?
Manchmal hilft es, sich an seine eigene Kindheit zu erinnern und zu überlegen, über welche Art von Geschenk man sich selbst am meisten gefreut hat. Waren wir glücklich über besonders viele Päckchen oder doch mehr über den einen, endlich erfüllten Herzenswunsch? Oder Sie lassen sich durch den Kopf gehen, ob es unter den vielen Weihnachtswünschen ihrer Kinder auch solche gibt, die bereits seit Wochen oder gar Monaten geäußert wurden. Alles was länger auf der Geschenke-Hitliste steht, können Sie durchaus als Indiz für echtes Interesse nehmen und damit vermutlich auch für echte, langanhaltende Freude. Den Wunsch nach der Ergänzung eines bereits vorhandenen Spielzeugs, Bausatzes etc. können Sie aus den gleichen Gründen guten Gewissens erfüllen. Sie kennen Ihr Kind am besten, berücksichtigen Sie beim Schenken also auch seine individuellen Eigenschaften, Talente und Vorlieben. Ob Sie einem extrem bewegungsaktiven Kind mit einem 500-Teile-Puzzle wirklich einen Gefallen tun?
Lieber weniger und dafür wohlüberlegt.
Wie so oft im Leben gilt auch beim Thema Weihnachtsgeschenke: Weniger ist meist mehr. Sobald die Bescherung in eine stundenlange Auspack-Orgie mündet, in der nur noch ein Päckchen nach dem anderen aufgerissen wird und der Inhalt kaum Beachtung findet, läuft etwas schief. Wenn Ihre Kinder bereits etwas älter sind, können Sie sie beispielsweise auffordern, den langen Wunschzettel nach ein paar Tagen erneut durchzugehen und die Wünsche zu markieren, die auch beim zweiten Durchlesen immer noch wichtig erscheinen. Oder Sie machen vorher die klare Ansage, dass es höchstens drei Geschenke von der Liste geben wird – das fördert den Realitätssinn Ihrer Kinder und ihre Auswahlkriterien werden automatisch strenger. Ebenso wichtig: Lassen Sie sich von den Kids durch Aussagen, dass ihre Freunde „aber die Playstation und ein neues Snowboard und ein Handy“ bekommen, nicht beeinflussen. Wichtig ist, was SIE schenken wollen und nicht, was andere Eltern (angeblich) schenken. Was wiederum nicht bedeutet, dass Sie Ihre eigenen Kindheitswünsche auf Ihre Kinder übertragen! Weil Papa noch heute von der Modelleisenbahn träumt, die er nie bekommen hat, heißt das nicht, dass auch der Sohn davon begeistert ist.
Kinder sind beim Wünschen maßlos und das dürfen sie auch sein. Sie als Eltern haben es in der Hand, ob Weihnachten ein Konsumrausch wird oder ein fröhliches Fest mit einer überschaubaren Anzahl an Geschenken und dafür mit vielen Ritualen und gemeinsam verbrachten Stunden. Frohes Fest!